Von Christian Höppner
Langenhagen, 27.04.2016 - Der Landesfachausschuss (LFA) für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik des NABU Niedersachsen veranstaltete seine Jahrestagung am letzten Wochenende in Langenhagen in der Region Hannover. Dabei sind wichtige Aspekte des Artenschutzes mit Schwerpunkt auf Fischen und Amphibien diskutiert worden.
In diesem Jahr befassten sich drei Vorträge mit der Karausche, einem heimischen Karpfenfisch. Neben dem fortschreitenden Verlust an Lebensräumen in Flussauen und im Grünland macht sich bei dieser Fischart im besonderen Maße das illegale Aussetzen von Giebeln und Goldfischen bemerkbar. „Dies führt bei einem Besatz mit dem nicht heimischen Giebel durch Konkurrenzdruck oftmals zum Erlöschen ganzer Bestände. Im Falle des Goldfisches kommt es zu einer genetischen Vermischung mit der nahe verwandten Art“, erläuterte Dr. Oliver Finch. In der Folge gibt es in Niedersachsen nur noch wenige Populationen der Karausche mit regionaltypischem Genmaterial. Sie gilt in Niedersachsen als „höchst prioritäre Fischart“. Ihr Erhaltungszustand wird als „schlecht“ eingestuft. In der bundesdeutschen Roten Liste steht sie in der Kategorie „stark gefährdet“.
Giebel werden besonders im Internet fälschlich als (Silber-)Karauschen angeboten und als ideale Besatzfische für den Gartenteich angepriesen. Leider wird nicht erwähnt, dass die Art in der freien Natur befähigt ist durch, bei Fischen sehr seltener, Jungfernzeugung (Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen) sehr schnell große Bestände aufzubauen und heimische Fische zu verdrängen.
Goldfisch-Karauschen-Hybriden sind in geringerem Maße fruchtbar und verlieren die Fähigkeit der Karausche bei niedrigen Temperaturen in Wasser ohne gelösten Sauerstoff über Monate zu überleben. So ist die Karausche als ehemals häufiger „Bauernkarpfen“ mittlerweile eine gefährdete Art. In einem Karauschen-Projekt werden durch die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) seit 2011 regionaltypische Karauschen wieder angesiedelt und durch die Anlage von auentypischen Gewässern gestärkt. Auch der Landessportfischerverband (LSFV) führt koordiniert von Thomas Klefoth ein Projekt zur Stärkung der Art durch. Generell rät der NABU LFA bei der Anlage von Gartenteichen gänzlich auf Fischbesatz zu verzichten, da so wichtige Lebensräume und Trittsteine für die regionale Fauna verloren gehen. „Frösche haben in mit Fisch besetzten Teichen keine Fortpflanzungsmöglichkeit, da der Laich gefressen wird“, erläutert Lisa Schmidt, Sprecherin des NABU LFA.
Weiter wurde diskutiert, wie mit einfachen Mitteln die Wasser- und Sedimentrückhaltung in Waldgebieten zur Entwicklung der Biodiversität und zum Biotopverbund beitragen kann. Ein aktuelles Problem im Amphibienschutz stellt derzeit der mit dem Wegebau einhergehende Rückbau von wasserführenden Tümpeln im Wald dar. Durch den Rückbau von besonnten Fahrspuren und die Abführung von Wasser aus Grabensystemen bieten sich immer weniger Möglichkeiten und Lebensräume für Amphibien. Bruno Scheel vom NABU Schaumburg zeigte in seinem Vortrag zum Thema auf, wie durch Grabenunterhaltung sowohl die Wasser- und Sedimentrückhaltung als auch der Artenschutz verbessert werden kann. So bieten profilierte Wegeseitengräben nicht nur die Möglichkeit permanente und temporäre Gewässer auszubilden, die den Lebensraum für Amphibien aufwerten, sondern auch eine natürliche Regenwasser- und Sedimentrückhaltung, was dazu beiträgt Hochwasserereignisse abzumildern.
Ebenfalls zur Verbesserung der Biodiversität dient das vom NABU Niedersachsen getragene EU-LIFE-Projekt „Auenamphibien“. Dr. Markus Richter erläuterte als Projektleiter die ersten Arbeitsschritte des Projektes, von dem vor allem die Zielarten Rotbauchunke, Laubfrosch und Kammmolch profitieren sollen. Als eins von nur zwei im Jahr 2015 bewilligten LIFE-Projekten in Deutschland ist das LIFE-Projekt Auenamphibien des NABU Niedersachsen im Januar 2016 gestartet. Über einen Zeitraum von acht Jahren werden die Zielarten in elf Projektgebieten in Niedersachsen mit praktischen Artenschutzmaßnahmen gefördert.
Weitere Themen wurden am Nachmittag durch die von Ricky Stankewitz vom NABU Langenhagen geführte Exkursion zu Kleingewässern im Bereich Kananohe abgerundet. Das ehrenamtliche Management des NABU Langenhagen dient hier Laubfrosch & Co. und hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass ein König tatsächlich sein Reich zurück erhalten hat.