Emys orbicularis
Von Uwe Manzke
Status | |
RL Niedersachsen (1994) | 0 |
RL Deutschland (2009) | 1 |
FFH-Anhang | II, IV |
BNatSchG | streng geschützte Art |
BArtSchV | streng geschützte Art |
Verbreitung in Niedersachsen
Die Europäische Sumpfschildkröte hat sich in Nordwest- und Nordeuropa während einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode (ca. 8.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung) bis nach England und Südschweden ausgebreitet. Mit der zunehmenden Atlantisierung des Klimas und einhergehender Abkühlung hat sie sich in die wärmeren und kontinentaleren Bereiche zurückziehen müssen.
Die Europäische Sumpfschildkröte gilt mittlerweile in Niedersachsen als ausgestorben. In Ostdeutschland existieren noch autochthone (= heimisch) Vorkommen. Als heutige, klimabedingte westliche Verbreitungsgrenze wird ungefähr der Verlauf der Elbe angenommen.
Alle in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Niedersachsen gefundenen Europäischen Sumpfschildkröten werden als Aussetzungen von Tieren allochthonen (= fremdbürtig) Ursprungs interpretiert. In der Mehrzahl stammen die Tiere aus dem Mittelmeergebiet, für welches verschiedene Unterarten beschrieben sind. In Deutschland ist die "Pontische Sumpfschildkröte" Emys orbicularis orbicularis heimisch.
Dennoch kann das Überleben einiger einheimischer Exemplare (Reliktvorkommen) nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da die genaue Ansprache, zu welcher Unterart (bzw. "Mischform") die einzelnen Sumpfschildkröten gehören, schwierig ist.
Lebensraum
Die Europäische Sumpfschildkröte weist eine ausgesprochene Bindung an den Lebensraum Wasser auf. Sie besiedelt in Mitteleuropa bevorzugt wärmere pflanzenreiche (eutrophe) Seen und Bruchlandschaften sowie Altarme. Wichtig sind ungestörte Sonnplätze in Form aus, beziehungsweise ins Wasser ragender Baumstämme und Äste, kleinere Inseln (Geniste), Bulte und ähnliches. Im direkten Uferbereich sonnen sich die Tiere selten. Desweiteren benötigt die Europäische Sumpfschildkröte geeignete Eiablageplätze, zumeist besonnte sandige Standorte.
Biologie und Ökologie
Nach der Überwinterung, die Europäischen Sumpfschildkröten überwintern in Mitteleuropa an Land und im Wasser, sind die ersten Tiere je nach Witterung ab März beim Sonnenbad zu beobachten. Im Laufe des Frühlings paaren sich die Tiere im Wasser und in den warmen Sommermonaten erfolgt die Eiablage.
Je nach Bruttemperatur schlüpfen die Jungen ab August/September. Sind die Temperaturen in den Gelegen zu niedrig überwintern die Europäischen Sumpfschildkröten entweder in den Eiern oder im Gelege. Erst im darauffolgenden Frühjahr graben sie sich aus und suchen die Gewässer auf.
Die Sumpfschildkröte nimmt ihre Nahrung nur im Wasser auf und ernährt sich omnivor, wobei tierische Nahrung den Hauptbestandteil ausmachen soll.
Artenschutz
Das Aussetzen fremdländischer Tierarten ist verboten, hierzu zählen auch die allochthonen Unterarten der Sumpfschildkröte, die zudem an andere Klimaregionen angepasst sind. Sollten noch Restbestände einheimischer Sumpfschildkröten in Niedersachsen überlebt haben, gefährden diese Aussetzungen diese Restbestände durch die Gefahr von Kreuzungen. Auch werden denkbare Wiederansiedlungsprojekte erschwert.
Für Hinweise zu Vorkommen Europäischer Sumpfschildkröten in Niedersachsen sind wir dankbar.
Protection of Emys orbicularis and amphibians in the North European lowlands LIFE-Projekt zum Schutz der Europäischen
Sumpfschildkröte (englischsprachige Projektseiten)
EU-Lifeprojekt zum Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte und der Amphibien im Nordeuropäischen
Flachland (deutschsprachiges Einstiegsportal auf den Seiten von AGENA e.V.)